Fahrt im Taxi |
Das bedeutet, ein Ganztagsausflug in freier Natur ist jetzt fällig. Ich habe mir die Forth Railway Bridge vorgenommen. Die knapp 20 Kilometer von den Pollock Halls überwinde ich am unkompliziertesten mit dem Taxi.
Taxifahren ist in Edinburgh ein Vergnügen, a. sind die herrlichen fahrbaren Kisten fast immer zur Stelle, b. können 6 Leute mitfahren und c. ist der Preis mit Grundpreis etwa: 2.70 Pfund in Ordnung.
Forth Bridge
Gebaut wurde die 2,5 Kilometer lange Eisenbahnbrücke, um die Lowlands mit den Highlands zu verbinden. Also die Halbinsel Five mit Edinburgh. Als 1890 Schottland seine erste Eisenbahn hierüber leiten konnte, war dem eine schmerzvolle Erfahrung einer weniger stabilen Eisenbahnbrücke bei Dundee vorausgegangen. Diese war 1879 eingestürzt. Die Brücke bei Edinburgh sollte deshalb unbedingt auch optisch schon deutlich stabil aussehen, um Vertrauen zu schaffen (wie in Wikipedia nachzulesen ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Forth_Bridge )
Heute sollte kein Tourist den Anblick bei Nacht verpassen, wenn das BEGA-Lichtkonzept aus Deutschland das Bauwerk ins richtige Licht setzt.
Wer nicht so rasch diesen Traum erfüllen kann, schaut sich einmal auf dieser Website um:
http://www.bega.com/inhalte/de/projekte_projekt_forthrailbridge_lichtkonzept.php
Nach ausgiebigem Bewundern von der Landseite aus, besteige ich eine Fähre, um die Landschaft, das Bauwerk und die Tiere vom Wasser aus zu betrachten. Für 11 Pfund kriege ich ein Gas- und ein Ölterminal zu sehen, mehrere Inseln mit Seehunden und verschiedenen Populationen von Seevögeln, ein Frachtschiff und viele Segelboote, deren Kapitäne das schöne Wetter ausnutzen. Die 1,5-stündige Bootstour ist Erholung pur. Es sind morgens früh kaum Touristen an Bord... voller wird es, als wir zurück kommen und am Peer bereits eine Busladung japanischer Touristen die Kameras zücken.
Die Fähre ist nach der kleinen Insel benannt, die bei der Tour angesteuert wird: Inchcolm |
Das Gas-Terminal |
Ein Containerschiff unterwegs im Forth. |
Seehunde sonnen sich bei Ebbe im Forth |
Die nächsten sechs Stunden verbringe ich auf Schusters Rappen. Es geht durch einen herrlichen Park, dem Dalmeny Park, entlang der Küste, durch einen Golfplatz - zwischen 6. und 7. Loch -, am Dalmeny Schloss vorbei, bis zum Comrad-Fluss. Unterwegs begegnen fast nur Touristen auf dem Fahrrad... ob ich mir vielleicht eine zu lange Strecke vorgenommen habe?
Dalmeny-Estate, die Fahne weht. Der Besitzer ist zu Hause. |
Golfer im Park |
Blick auf die richtige Uferseite... |
Blick auf meine Seite mit felsiger, später schmaler und steiler werdender Uferbefestigung. |
An der Kreuzung, wo es kritisch wird, fehlt der hilfreiche Hinweis auf das Wanderzeichen "76-Edinburgh"... und prompt laufe ich in die falsche Richtung; oder besser: anders. Denn natürlich komme ich an, nur mit einem romantisch-sportlichen Umweg entlang eines felsigen, glittschigen Ufers des Cramond River, über matschige Wildwechsel, durch - eigentlich - touristenabschreckende Zäune und über waldige Abhänge.
Bei meiner Expedition stoße ich auf eine Einsiedlerunterkunft, die sich am fast nicht mehr begehbaren Ufer, an einer kleinen Verbreiterung befindet... zum Glück: "Niemand da!" Wir hätten uns wohl beide erschrocken. Den Weg durch pure Natur erlebe ich als Abenteuer. Es geht an kleinen Wasserfällen vorbei, über Stock und Stein... bis ich schließlich Asphalt unter den Füßen habe. Ich schwitze, habe Durst und schmerzende Füße. So quetsche ich den Rest Wasser aus meiner Flasche, die ich im erstbesten Restaurant - wieder zurück in der Zivilisation - auffülle. Inzwischen ist die Sonne ganz weg. Es fallen die ersten Regentropfen.
Noch kann ich mir in Ruhe die Brücke anschauen, nach der ich so gesucht habe, als ich mich durch die wilden Ufer des Cramond geschlagen habe.
Der Weg zurück durch Edinburgh führt mich durch abwechslungsreiche Wohngebiete, von Villen bis zu Mehrfamilienhäusern. Irgendwann habe ich bald die Nase voll von Asphalt, Häusern, Straßenverkehr und es regnet wieder mal in Strömen. Ich marschiere noch bis zur Princess-Street, gönne mir einen Kaffee bei Starbucks und wende mich Richtung Bushaltestelle.
Ein Schnappschuss gelingt mir noch in der City vom Fringe-Festival... zwei Ladies essen Salat um die Wette: Immerhin braucht der Salat nicht gewaschen zu werden... es regnet eh. Schade, wenn ich an die wichtige Vorstellung heute Abend denke, bei der BBC unsere Akteure filmen möchte.
Fringe-Festival: Als Happening Salat essen |
Nach einem letzten Blick auf die Tribüne des Tattoo von der Princess-Street aus, besteige ich meinen Doppeldecker und lasse mich bequem nach Hause in die Pollock Halls kutschieren.
Oberhalb der Dächer wehen die Fahnen auf der neuen Tribüne des Tattoo. |
In den Pollock Halls angekommen, winke ich gegen 18.45 Uhr meinen Kollegen in ihren Musik-Bussen zu, mit denen sie zur Veranstaltung auf die Esplanade gefahren werden. Auch das "Regen-Team" hat die Inverness-Capes bereits eingesammelt, um sie später bei den Proben vor der Show den Musikern zum Schutz reichen zu können. Denn Gepäck darf keiner der Spielerinnen und Spieler mit dabei haben.
Das sind sehr schöne und stimmungsvolle Bilder. Danke für diesen gelungenen Bericht.
AntwortenLöschenEinige der Bilder sollte man aber noch mal nacharbeiten: Zum einen scheint Dir gegen Ende der Wanderung das waagerechte Halten der Kamera schwer gefallen zu sein, war wohl wirklich ziemlich anstrengend. Zum anderen könnte man die Düsternis in einigen Bildern doch etwas reduzieren um mehr Details zum Vorschein zu bringen.
Aber das sind Kleinigkeiten. Ich wünsche Dir weiterhin eine so gute Hand beim "knipsen" und bloggen :-)