Dann landen wir endlich in meinem Lieblingsort von Schottland (na, so viele kenne ich ja noch nicht): St. Andrews. Bei bestem Wetter laufe ich rasch Richtung Pier, möchte ich doch möglichst viel auf einmal genießen, weil wir nur eine Stunde verweilen werden. Seeluft, Möwen, Blick auf den Fischerhafen und auf die Ruinen der Kathedrale und des Schlosses. Alles passt. Sogar die Möwen freuen sich über mein Mitbringsel. Ich füttere doch zu gern und gönne mir anschließend ein Foto:
Vom Pier aus wirkt die berühmte Golf-Stadt wie aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten zusammengesetzt:
Die Ruinen des St.Andrews Castle - direkt an den Klippen gebaut. |
Eine Kugel kostet übrigens 2 Pfund. Das ist ziemlich üppig, dafür ist die Kugel auch von stattlicher Größe und sein Geld wert.
Pünktlich wie die Maurer sind wir wieder am Bus - das Ganze erinnert mich schon ein bisschen an unsere Rotel-Disziplin - und wir genießen die Fahrt durch die Halbinsel Five entlang typischer baumloser Berge, den Highlands. Wir streifen Dundee und schauen vom Zaun aus auf die Discovery. Ein Dreimaster, mit dem Robert Falcon Scott seinen dramatischen Wettkampf um die Ersterreichung des Südpools begann. Er kam mit seiner Mannschaft zu spät. Roald Amudsen hatte es drei Monate eher geschafft, den geografischen Südpol mit der Landesflagge von Norwegen zu markieren. Auf dem Rückweg zum Basislager erlagen Scott und seine Mannen den erheblichen Anstrengungen und starben voraussichtlich Ende März 1912.
Das eigentliche Ziel unseres deutlich behaglicheren Ausflugs ist die Familien-Whisky-Brennerei in der Nähe von Pitlochry, namens Edradour. Sie macht aus ihrer Größe einen Marktvorteil und preist sich als die kleinste Destillery Schottlands. Tatsächlich erweist sie sich als charmante Ansammlung kleinerer Hütten, in denen der Prozess zur Herstellung edler Whisky-Sorten von den Touristen bestaunt und gekostet wird. Das enge Tal, durch dass der wasserreiche "Spout" fließt, erlaubt keine Expansion des Unternehmens. Die Familie weiss die Romantik des Ortes mit der Vermarktung des Whiskys zu verbinden.
Zu Zweit setzen wir uns ab und erforschen die nahe gelegenen Naturpfade. Wir haben nach der langen Busfahrt Lust auf Bewegung. Wir wollen mehr vom Black Spout Forest sehen, der an die hochprozentige Wirkungsstätte der Familie Edradour angrenzt.
Der Weg führt uns entlang nicht abgeernteter Felder, durch einen Farn-Wald, zu einer spektakulären Aussicht auf den Black Spout, einen Wasserfall, dessen Rauschen wir schon länger auf unserem matschigen Weg vernehmen, aber zunächst nicht zuordnen können.
Meine Wanderpartnerin und ich genießen die leicht "verwunschen" wirkende Natur mit Wildblumen, moosbesetzten Baumrinden und Steinen. Die Wanderung zurück ist etwas anspruchsvoller; es geht den Hügel wieder hoch zum Treffpunkt. In der Brennerei Edradour werden noch unsere Kollegen versorgt...so dauert es auch etwas, bis der Erste auftaucht; mit Andenken, versteht sich.
Ein Piper unterhält am Tor die Touristen. Wir kommen mit ihm ins Gespräch. Er erzählt, dass er noch den Piper Gordon Duncan gekannt habe, als er selbst als Fremdenführer in der Brennerei sein Taschengeld aufgepeppelt habe. Gordon Duncan wohnte gegenüber der Brennerei. Er war berühmt für seine innovativen Kompositionen z.B. Andy Renwick's Ferret, und seine DVDs z.B. "Just for Seumas". Am 14.12.2005 begang er in seinem Wohnhaus in Edradour, Pitlochry, Selbstmord.
Rainer inspiriert unseren neuen Freund zu flotteren Tunes. Letztlich lässt er sich selbst zu einem kleinen musikalischen Beitrag hinreißen.
Ein Ständchen zum Gedenken an den Meister Gordon Duncan... |
Highland Dancer Adrian |
Jetzt soll es etwas auf die Gabel geben: Unser Busfahrerteam hat uns "die beste Fish & Chips" - Bude angekündigt, die es in Pitlochry gibt.
"The Plaice to be" |
Gegen 19.30 Uhr sind wir "Daheim". Die ganze Zeit konnte unsere Regenkleidung im Rucksack bleiben. Klasse!
Schade, dass wir heute Abend nicht auf der Esplanade spielen - eine trockene Vorstellung wie Samstag Nacht hatte doch was.
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