Freitag, 5. August 2011

Bericht über Donnerstag, 04.08.11: Dress-Rehearsal-Tag


Mit Piper Wolfgang aus Berlin in unserem Aufenthaltsbereich während des Tattoos (Geschäft: Royal Mile Armoures ). Tartan: MacDonnell of Galloch. Noch trage ich meinen Sporran mit Dauerwelle... zum Auftritt nicht geeignet.


Dress-Rehearsal- Generalprobe für die Uniformen

Letzter Tag vor dem wirklichen Tattoo

... im Grunde geht‘ s heute schon los. Denn es sind die sogenannten Dress-Rehearsals angesagt. Eine Show wird einmal komplett durchgespielt, ohne Zuschauer. Wenn hierbei die Regie nichts unterbricht, sind wir fertig vorbereitet. Am Abend beginnt dann die Vorveranstaltung für die Öffentlichkeit zum halben Preis - wie zu erfahren ist. Ich selbst bin heute nicht vorgesehen mit zu laufen. Die Hälfte unseres Tenorcorps ist mit von der Partie, während ich mit Laptop bewaffnet unter den Tribünen ein ruhiges, aber zugiges Plätzchen gefunden habe. So dachte ich, hatte dann aber die Rechnung ohne Zuschauer gemacht ;*)


Jetzt geht`s los
Eigentlich war Ausschlafen angesagt. Die Macht der Gewohnheit treibt mich schon gegen 06.40 Uhr aus dem Bett. Und das, obwohl ich noch bis 1.30 Uhr über den vorangegangenen Tag geschrieben habe. Aber, die Endorphine machen wach. Schließlich soll heute ein noch besserer Tag werden, denn Vollverkleidung ist angesagt.

Betty und Susi beim Wienern
Ab 09.00 Uhr treffen sich in allen möglichen Ecken, Zimmern und Fluren Crossed Sworder, um ihre Ghillies (Paradeschuhe) zu putzen, Knöpfe anzunähmen, Spats (Gamschen) zum perfekten Sitz zu bringen. Das Studentenwohnheim verfügt auf jeder Etage über eine Küche (ohne Herd, nur Mikrowelle, Toaster und Heißwasserkocher). Dort stehen auch Bügelbrett und Bügeleisen. Eine gute Hilfe, um das übliche Schlange stehen zu vermeiden. Zander zeigt uns erneut, wie sich die Falten in den Spats bis zur Perfektion plätten lassen, andere bringen ihre Talente zum Polishing der Schuhe ein. Es herrscht gemütlich, freundschaftliche Stimmung. Die Vorbereitungen machen Spaß.
Senior Pipemajor Gordon Rowan, Pipemajor der Crossed Swords Pipe Band David Johnston

Das komplizierte Anlegen eines Plaids für Piper.
Am frühen Nachmittag kommt der Senior Pipemajor des Royal Military Edinburgh Tattoo zu Besuch, um letztmalig die Pipes zu stimmen und unsere Gesamtleistung abzunehmen. Wir erhalten ein Kompliment und gleich die Aufforderung, den hohen Standard zu wahren.

Eine Demonstration zum Anlegen des Piperplaid rundet die Veranstaltung ab. Es gibt jetzt wohl keinen mehr, der nicht supergut für die Abendveranstaltung vorbereitet wäre. Ich bin echt von uns begeistert, vor allem wenn ich sehe, wie alle peu à peu aus ihren Nestern zur Abfahrt des Busses erscheinen, natürlich im Full Dress. Das macht einen guten Eindruck.
Den Kampf mit meinem wasserreagierenden Longhair-Sporran habe ich aufgegeben. Ulrikes Rasiershampoo hat leider nur kurzzeitig geholfen, die widerspenstigen Haare zu glätten. Da muss schon eine härtere Maßnahme her. Als Drummer ist es zum Glück nicht kriegsentscheidend. Der Sporran hängt dann eh an der Seite und fällt weniger auf.

Die Esplanade ruft
Berny wirft einen kritischen Blick auf die Massed Band - passt!
Nochmal duschen, Proviant und Getränke einpacken (lieber das Wichtigste am Körper haben, auch wenn wir inzwischen einen Gutschein für ein Getränk und etwas zum Essen in Aussicht gestellt bekommen). Dann noch das musikalische Equipement nachzählen - alles da! Und los geht es wieder in zwei Bussen Richtung Schloss. Wir fahren täglich eine andere Route. Wohl, weil uns die Polizei keinen Geleitschutz mehr gibt und dennoch mit terroristischen Angriffen gerechnet wird. Das bereitet schon Unbehagen.
 
Vor der ersten Veranstaltung mit Zuschauern - Dress-Rehearsal - stehe ich an der Brüstung der Esplanade und schaue auf die Massen von Gästen, die sich wie ein fetter Lindwurm fröhlich, aufgeregt und sehr geduldig Richtung Berg schiebt. Inzwischen habe ich den Moment verpasst, wo ich noch hätte die Seiten wechseln können. Also genieße ich die gute Stimmung der Gäste und spiele Begrüßungskommittee. Schöne Sache... und schon kommen die ersten Fragen, ob es möglich sei, mich mit Mann, Frau, Kind, Oma zu fotografieren. Na, aber bitte gern.
Jimmy, einer unserer Drummajor, freut sich über die erste gelungene Aufführung.
 ... obwohl ich finde, unsere Attraktivsten sind - nicht nur Äußerlich -, sondern auch von ihrer Performance her betrachtet, die Drummajors. Sie machen bei der ersten Veranstaltung einen gnadenlos guten Job. Als Frontleute müssen sie die mentale Gewalt von fast 300 Musikern aushalten, die hinter ihnen hermarschiert. Bemerkenswert. Gut gemacht. Allen sieht man nach dem letzten Ausmarsch über die Highstreet ihre Begeisterung über die eigene Leistung, den Gesamteindruck und ein großartiges, mächtiges Publikum an. "Das könnte süchtig machen!", meint Guido.

Karin, unsere Leading-Tenordrummerin schaut mir fotografisch über die Schultern. In der Pause zwischen March off und Finale beim Dress-Rehearsal ist es letztmalig möglich, einen Rucksack mit Laptop mit zu nehmen.



Lust auf Filmchen?

You Tube-Video Massed Band: http://www.youtube.com/watch?v=4rG8dCTd-pc
 oder auch Wettkampf der Navy:
http://www.youtube.com/watch?v=4pqfUGORjSM&feature=related

1 Kommentar:

  1. Das liest sich von Tag zu Tag spannender. Danke fuer diese anschaulichenen Berichte.

    Und schoene Gruesse von Ilona, Bernd und Dieter :-)

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